Messe in c-Moll

 

Wolfgang Amadeus Mozart

 

Die Messe in c-Moll, KV 427, auch als "Grosse Messe in c-Moll" bekannt, ist ein unvollendetes sakrales Werk von Wolfgang Amadeus Mozart. Sie zählt zu den bedeutendsten Werken der Kirchenmusik des 18. Jahrhunderts und verbindet barocke Traditionen mit klassischer Ausdruckskraft. Mozart komponierte die Messe wahrscheinlich zwischen 1782 und 1783, möglicherweise als Dankeswerk nach seiner Heirat mit Constanze Weber.

Hintergrund und Entstehung

  • Mozart schrieb die Messe während seiner Zeit in Wien, obwohl sie für eine Aufführung in Salzburg vorgesehen war.
  • Das Werk blieb unvollständig: Teile des Credo und das gesamte Agnus Dei fehlen. Möglicherweise wollte Mozart diese später ergänzen, kam jedoch nie dazu.
  • Die Messe ist stark von der Musik Johann Sebastian Bachs und Georg Friedrich Händels inspiriert, mit denen sich Mozart in dieser Zeit intensiv beschäftigte.

Besonderheiten der Musik

  • Die Messe ist für Solisten (Sopran, Alt, Tenor, Bass), Chor und ein Orchester besetzt. Letzteres umfasst Streicher, Holzbläser, Blechbläser, Pauken und Orgel.
  • Sie zeichnet sich durch ihre dramatische Ausdruckskraft und kontrapunktische Komplexität aus.
  • Einige der herausragenden Sätze sind:
    • Kyrie: Ein eindrucksvolles, feierliches Eingangsstück.
    • Gloria: Dynamische und kontrastreiche Abschnitte, darunter das virtuose "Laudamus te" für Sopran.
    • Et incarnatus est: Ein lyrischer, fast opernhafter Satz für Sopran, Oboe, Flöte und Fagott, der zu den Höhepunkten des Werks zählt.

Rezeption

  • Die Messe wurde 1783 in Salzburg uraufgeführt, wobei Constanze den Sopranpart sang.
  • Trotz ihrer Unvollständigkeit gehört sie zu den meistaufgeführten und bewunderten Kirchenwerken Mozarts.
  • In der Musikgeschichte wird die Messe oft als Bindeglied zwischen Mozarts früher und später Kirchenmusik betrachtet.

Die "Grosse Messe in c-Moll" bleibt ein eindrucksvolles Beispiel für Mozarts Fähigkeit, tief religiöse Themen mit seiner einzigartigen musikalischen Sprache auszudrücken.

 

Unvollständigkeit

Das Credo und das Agnus Dei der Mozart’schen Messe in c-Moll blieben unvollendet, und verschiedene Musiker und Musikwissenschaftler haben versucht, diese Lücken zu füllen. Die Ansätze zur Vervollständigung variieren stark, wobei einige eng an Mozarts Stil gebunden sind und andere modernere Bearbeitungen darstellen.

 

Vervollständigungen des Credo

Mozart komponierte Teile des Credo, darunter das "Et incarnatus est", das als eines der herausragendsten Stücke des Werks gilt. Jedoch fehlen grosse Abschnitte, wie der Anfang und das Ende des Credos.

  • Ansätze zur Vervollständigung:
    • Einige Bearbeitungen nutzen Motive aus Mozarts vorhandenen Werken, um eine möglichst stilgetreue Rekonstruktion zu schaffen.
    • Der österreichische Komponist Franz Xaver Süßmayr, der auch Mozarts Requiem vollendete, wird oft erwähnt, war jedoch nicht direkt an der Messe beteiligt.
    • Moderne Bearbeiter, wie Robert D. Levin, haben auf Grundlage von Mozarts Handschrift und Stil neue Sätze ergänzt, die den musikalischen und thematischen Verlauf abrunden.

Vervollständigungen des Agnus Dei

Das Agnus Dei wurde von Mozart gar nicht komponiert, und es fehlen auch Skizzen.

  • Typische Ansätze:
    • Die Wiederverwendung von Themen aus früheren Sätzen, insbesondere aus dem Kyrie oder Gloria, um eine thematische Kohärenz zu schaffen.
    • Einige Bearbeitungen nehmen Elemente aus Mozarts anderen Kirchenwerken (wie der Missa brevis) oder seinen Opern, um das Agnus Dei zu rekonstruieren.

 

Bekannte Bearbeitungen

  1. Robert D. Levin (1990er Jahre):
    • Seine Version der Messe basiert auf einer stilistischen Analyse Mozarts. Levin ergänzt die fehlenden Teile des Credo und Agnus Dei und bringt die Messe in eine aufführungsreife Form. Diese Bearbeitung wird heute oft aufgeführt.
  2. Helmut Eder (1985):
    • Eine weitere Rekonstruktion, die Mozarts musikalische Sprache respektiert und zugleich eine eigene interpretatorische Note einbringt.
  3. H. C. Robbins Landon:
    • Ein Musikwissenschaftler, der sich ebenfalls mit der Messe beschäftigte, aber stärker auf die Bewahrung der Originalfragmente setzte und weniger stark ergänzte.

In der heutigen Praxis wird die Messe in c-Moll oft entweder in unvollständiger Form aufgeführt, wobei die fehlenden Teile weggelassen werden, oder mit einer der oben genannten Rekonstruktionen. Besonders Robert D. Levins Version hat sich in den letzten Jahren als Standard etabliert.

Die unvollständige Natur der Messe erlaubt es, verschiedene Interpretationen und Ergänzungen zu erforschen, was das Werk zu einem faszinierenden Beispiel für die Verbindung von historischer Authentizität und kreativem Umgang macht.

 

Unsere Aufführung

Frieder Bernius, ein renommierter deutscher Dirigent, hat gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Uwe Wolf eine neue Ausgabe von Mozarts unvollendeter Messe in c-Moll, KV 427 erarbeitet. Diese Edition zielt darauf ab, eine aufführungsreife Version des Werks bereitzustellen, wobei grösster Wert darauf gelegt wurde, Mozarts Originalmaterial zu respektieren und eigene Ergänzungen so dezent wie möglich zu halten.

Im Gegensatz zu anderen Vervollständigungen, die fehlende Teile wie das Credo und das Agnus Dei ergänzen, konzentriert sich die von Bernius und Wolf herausgegebene Fassung darauf, Mozarts Manuskript nicht durch umfangreiche Hinzufügungen zu überlagern. Stattdessen wird versucht, das vorhandene Material so aufzuführen, dass Mozarts musikalische Intentionen bestmöglich zur Geltung kommen.

Diese Herangehensweise ermöglicht es, die Messe in ihrer unvollendeten Form aufzuführen und dabei die Authentizität von Mozarts Komposition zu bewahren. Sie wird als respektvoller Umgang mit Mozarts Werk gelobt, der die künstlerische Integrität wahrt und die Zuhörer in den Bann der unvollendeten Komposition zieht.

 

Bernius hat diese Edition mit dem Kammerchor Stuttgart und der Hofkapelle Stuttgart aufgenommen, was als Premiere dieser neuen kritischen Ausgabe gilt.

Die 8-minütige YouTube-Aufnahme zeigt Dirigent Frieder Bernius und Musikwissenschaftler Uwe Wolf bei ihrer Arbeit an Mozarts Missa in c. Die Dokumentation bietet wertvolle Einblicke in die neue Edition.

 

Link: W. A. Mozart: Missa in c (KV 427)

 

 

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